Geschichte der Sternwarte Gönnsdorf
im Jahre 2010



01.01.2010 - ein neues Jahr hat begonnen.

Januar 2010 – März 2010

Es ist bitter kalt, die Arbeiten in der Sternwarte müssen ruhen. Aber Jürgen und Tobias testen trotzdem, ob sich die Kuppel noch drehen lässt, vorerst mit Muskelkraft.

April 2010

26.04.2010 – die IG Sternwarte Gönnsdorf besteht seit einem Jahr. Rückschau wird gehalten und es werden zwei neue, sehr aktive Lehrer als  Mitglieder aufgenommen: Michaele Baer, Physiklehrerin in der Mittelschule Weißig und Rainer Fabianski, Informatiklehrer/ Physiklehrer am Bertolt-Brecht-Gymnasium. Das Sonnenteleskop wird getestet.

Die BBV fertigt den unteren Teil der Teleskopsäule an. Darauf wird dann ein Metallzylinder gesetzt. Und darauf soll einmal unser „Wunschtraum“ stehen: ein 16“-Teleskop.

Mai 2010

Am 01.05.2010 anlässlich des 22. Familiensportfestes in Weißig  hatten wir wieder Gelegenheit, uns interessierten Bürgern vorzustellen. Die Sonne ließ sich auch für ein paar Stunden sehen. Nun konnten wir auch das Sonnenteleskop aufbauen. Die Sonne präsentierte sich als eine „überreife Orange“, Groß und Klein waren begeistert.

Juni 2010

Der Internationale Kindertag am 01.06.2010 erschien uns sehr geeignet, die uns bereits gesponserten Teleskope offiziell zu übernehmen. Außer zahlreichen Schülern und Kindergartenkindern  mit ihren Lehrern und Erziehern aus der Umgebung  waren die Sponsoren wie Stiftung Jugend und Sport der Ostsächsischen Sparkasse Dresden (Sonnenteleskop), der Stadtentwässerung Dresden, die der Mittelschule Weißig ein 10“-Teleskop gespendet hat, Christian Piwarz, Landtagsabgeordneter, von dem wir einen Satz Binokulare überreicht bekamen, zugegen. Von der Firma Meade Europe Instruments GmbH (4 Teleskope) wurde die Grußbotschaft verlesen, der nichts hinzuzufügen war:

Liebe Kinder,

der Weltkindertag ist in vielen Kulturen weltweit ein Feiertag nur für Euch. Damit verbunden ist der starke Wunsch nach einer gerechten Welt und einer guten und friedlichen Zukunft für Euch und alle jederzeit. Auf unserer Erde gibt es viele kleine aber leider auch größere Probleme, die unseren blauen Planeten schaden. Ihr Kinder, die Ihr alle jetzt hier in der Sternwarte Gönnsdorf seid und auch alle anderen, die auf unserer schönen Erde leben, Ihr sollt sehen und erleben, wie schön die Natur auch weit weg von unserer Erde sein kann. Dann erkennt und versteht Ihr besser wie klein Eure Erde sein kann im Vergleich zu den unendlichen Weiten im Weltraum. Bei Betrachtung des Mondes, der Planeten oder weit entfernten Galaxien erscheinen Probleme auf unserer Erde oder eine schwierige Frage dann viel kleiner und möglicherweise gar nicht mehr so schwer. Deswegen, liebe Kinder, möchten wir Euch die Möglichkeit geben, mit Euren eigenen Augen den großen Himmelsgarten über Euren Köpfen zu erkunden und freuen uns, Euch einige Teleskope  zu Eurer freien Verfügung zu stellen. Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihr und Eure Eltern die Sternwarte Gönnsdorf in klaren Nächten oft besucht und gerne an diese Tage zurückdenkt, wenn ihr selbst eines Tages erwachsen seid. Wir wünschen Euch viel Freude beim Anblick von Sonne, Mond und Sternen und viele gute Gedanken. Teilt diese mit Euren Freunden und solchen, die es noch werden!
Euer Teleskop-Team der Firma Meade Instruments & Bresser-Optik.

Das diesjährige Elbhangfest am 25./26-06.2010 stand unter dem Motto „Der Elbhang träumt“. Da auch wir unsere Träume haben, lag es auf der Hand, dass wir diese und uns präsentieren. Immerhin konnten wir vielen Besuchern aus anderen Stadtteilen Dresdens sowie ganz Sachsen unseren Ortsteil Gönnsdorf mit der Sternwarte näher bringen. Den zahlreichen Spendern danken wir herzlich..

Juli 2010

Am 04.07.2010 hatten wir Gelegenheit, uns zum Tag des offenen Labors des Forschungszentrums Dresden-Rossendorf zu präsentieren. Mit dem Sonnenteleskop und einem privaten 8“-Teleskop waren wir ein Besuchermagnet.

Wir haben uns nun doch entschlossen, auch die Kuppel von innen zu streichen. Das bedeutet, die gesamte Oberfläche muss angeraut werden. Wer noch die PUR-Farbe aus DDR-Zeiten kennt, weiß wie hart die Oberfläche ist. Nach einigen Recherchen entscheiden wir uns für das Sandstrahlen. Das war nicht ungefährlich, denn das unter der Farbe liegende Laminat durfte nicht beschädigt werden. Nun wieder die übliche Frage: Wer hilft uns kurzfristig? Nach vielen Telefonaten traf ich auf  Herrn Siegel von der Fa. AEB GmbH Radebeul. Er lieh uns ein Sandstrahlgerät, natürlich mit entsprechendem Sand. Den Kompressor erhielten wir von Fischer-Jung aus Arnsdorf. Tobias Felber übernahm die Sandstrahlarbeiten  und meistert diese Arbeit mit Bravour. Anschließend konnten wir die Kuppel mit Unterstützung der Firma Autolackiererei Voigt aus Weißig, die die Farbe gesponsert hat, streichen.  

Herr Erlbeck, Gebietsverkaufsleiter der Fa. Gössnitzer Stahlrohrmöbel, bringt uns 20 Stahlrohrstühle, die uns zum großen Teil gesponsert wurden.

August 2010

Ein weiterer Höhepunkt: Die Firma Meade Europe Instruments leiht uns für ein Jahr ein 14.“-Teleskop! Schade, dass es noch nicht montiert werden kann, weil noch einige Vorarbeiten notwendig sind.

September 2010

Zum 14. Hochlandfest vom 11./12.09.10 in Weißig waren auch wir vertreten. Wir freuen uns über das rege Interesse an unserer Arbeit und die Spendefreudigkeit zugunsten unseres Projektes. Dafür danken wir den Spendern herzlich.  Es gibt noch einige Restarbeiten zu erledigen, aber so langsam kommen wir unserem Ziel näher. Eine neue Eingangstür wird eingebaut.

Oktober 2010

Das 14“-Teleskop von Meade wird montiert.

Die Fliesenlegermeister Grafe aus Weißig und Heide aus Schullwitz übernehmen die Fliesenarbeiten im Erdgeschoß. Nun können die restlichen Malerarbeiten durchgeführt werden. Eine schwierige Aufgabe ist noch zu bewältigen: die Kuppel soll sich mittels Getriebemotoren drehen, so dass später die Kuppelführung Computer gestützt erfolgt. 

Dieser Aufgabe widmet sich die Fa. Fahrzeugbau Speer aus Schönfeld.

Der Fußbodenbelag im OG wird von der Fa. Heiko Linke aus DD-Eschdorf kurz vor der Einweihung verlegt. Das war auf Grund der niedrigen Temperaturen etwas schwierig. Herzlichen Dank für diese spontane Bereitschaft.

Nun steuern wir zielstrebig auf den Einweihungstermin der Sternwarte zu. Wie üblich, wurde bis kurz vor Beginn der Veranstaltung noch gewerkelt. Herzlichen Dank dem Dresdner Baumdienst, der das Außengelände begehbar gemacht hat. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Die Spannung steigt, der große Augenblick ist da:

Einweihung der Sternwarte am 28. Oktober 2010

Geladen waren alle Sponsoren, um ihnen mit dieser Feier Dank zu sagen für die großzügige Unterstützung, ohne die wir in so kurzer Zeit unser Ziel nicht erreicht hätten.

Die Gewerbetreibenden aus dem Schönfelder Hochland sowie aus Dresden und Umgebung hatten Vertrauen zu unserem Projekt. Die Hilfsbereitschaft zur Umsetzung unseres Vorhabens war beispielhaft. Über das zahlreiche Erscheinen der geladenen Sponsoren und Gäste waren wir besonders erfreut.

Punkt 18.00 Uhr öffnete sich die Kuppel, Lucas Ebersbach (15 Jahre, Schüler der Mitteschule Weißig) bläst auf der Trompete den „Eurovisionssong“. Spannung pur. Nach der Begrüßung  weiht Pastor Werner Phillipp mit folgenden Worten die Sternwarte ein:


Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Gäste!

Mir kommt heute die ehrenvolle Aufgabe zu, die neu renovierte Sternwarte Dresden-Gönnsdorf einzuweihen. Zugegeben ein nicht alltäglicher Akt, dass ein Pastor zu einem solchen Anlass tätig wird, bin ich doch sonst eher für Taufen, Trauungen und Beerdigungen zuständig. Dass ich hier stehe, verdanke ich zum einen meinem Hobby Astronomie, dass mich seit der Schulzeit fasziniert und inspiriert hat: Muss nicht jeder staunen, wenn er an die gigantischen Weiten des Alls denkt und was sich da draußen noch verbergen mag? Oder dass unser blauer Planet sich am Äquator mit 465m/s um sich selbst dreht und uns nicht schwindlig wird? Oder wir jetzt mit ca. 30km/s um die Sonne jagen wie in einem großen Raumschiff, das sich Erde nennt? Freilich, mit dem Himmel habe ich es als Theologe auch sonst zu tun, wobei ich sehr wohl um den Unterschied zwischen dem Universum und der transzendenten Welt Gottes weiß, der in der englischen Sprache präziser mit den zwei Begriffen „sky“ und „heaven“ ausgedrückt wird.

Beides, der Bereich der Wissenschaft und der Bereich der Theologie haben gewiss ihre je eigenen Grundlagen, Sachgebiete und Methoden, die man nicht einfach vermischen darf. Die freie Forschung kommt sicher ohne die hypothetische Annahme eines göttlichen Wesens aus. Das hat Kirche in ihrer Geschichte manchmal missachtet und so zur verhängnisvollen Entfremdung zwischen Glaube und Wissenschaft beigetragen. Andererseits gehören Glaube und Wissenschaft, Geist und Verstand zusammen, denn wir Menschen fragen nicht nur wissenschaftlich, was die Welt im Innersten zusammenhält, sondern sind auch Wesen, die nach dem Ursprung, Sinn und Ziel des Lebens in geistlicher Hinsicht fragen, worauf die Wissenschaft, wenn sie sich ihrer methodischen Grenzen bewusst bleibt, keine Antwort geben kann. Bezüglich der Sinnfrage und der Ethik hat einer mal pointiert formuliert: „Antworten kommen nicht von den Sternen. Aber vom Himmel“ (Gemeint ist hier der göttliche Himmel.)

Beim Thema Astronomie spüren wir wohl beides: die Trennung zwischen Wissenschaft und Glaube und ihre Zusammengehörigkeit. Wir schauen immer mit Augen und Verstand aber ebenso mit dem Herzen zum Himmel auf! Immanuel Kant schrieb in seiner „Kritik der Praktischen Vernunft“: "Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir."

Möge diese Sternwarte beides sein: Ort des Wissens und des Lernens für alle Generationen und Ort des Staunens, des Philosophierens und Glaubens. Ort der Begegnung von Gleichgesinnten, die das Thema und Hobby Astronomie zusammenführt, aber auch ein Ort der Toleranz, wo Menschen unterschiedlicher Weltanschauung, Glaubensrichtung oder sozialer Herkunft zusammenfinden. Ort der Freizeitbeschäftigung und Entspannung und Ort der Bildung eines Bewusstseins der Verantwortung für unseren blauen Planeten und für folgende Generationen.

In diesem Sinne weihe ich diese Sternwarte ein.

Dazu lese ich aus der Bibel einige Verse aus Psalm 8, wo ein Mensch vor ca. 3000 Jahren unter dem Sternhimmel steht und über die Größe Gottes staunt, der sowohl das All als auch uns kleine Menschen geschaffen hat:

Herr, unser Herrscher! Groß und herrlich ist dein Name. Himmel und Erde sind Zeichen deiner Macht. Ich blicke zum Himmel und sehe, was deine Hände geschaffen haben; den Mond und die Sterne - allen hast du ihre Bahnen vorgezeichnet. Was ist da schon der Mensch, dass du an ihn denkst? Wie klein und unbedeutend ist er, und doch kümmerst du dich um ihn. Ja, du hast ihm eine hohe Stellung gegeben - nur wenig niedriger als die Engel. Mit Ruhm und Ehre hast du ihn gekrönt.  Du hast ihm den Auftrag gegeben, über deine Geschöpfe zu herrschen. Alles hast du ihm zu Füßen gelegt… Herr, unser Herrscher! Groß und herrlich ist dein Name. Himmel und Erde sind Zeichen deiner Macht.

Gott der Schöpfer lasse diese Sternwarte einen Ort gemeinsamen Lernens, begeisterten  Austauschs, interessanter Begegnungen und neu erwachende Verantwortung für unseren blauen Planeten sein. Er halte schützend seine Hände über diesen Ort und segne alle Menschen, die hierher kommen.

Der Herr segne und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden. Amen


Nach einem weiteren Trompetensolo von Lucas wurde das Band durchgeschnitten - die Sternwarte steht den erwartungsvollen Besuchern zur Besichtigung frei.

 Anschließend begaben sich die Gäste in den Freizeittreff Gönnsdorf zur Fortsetzung der Feier. Die musikalische Umrahmung übernahmen  die „Jazz-Kids“ (Lucas Amadeus Ebersbach, Oskar Hoppe, Philipp  ) sowie Maria, Catrin und Philipp aus der Mittelschule Weißig.  Sehr gefreut haben wir uns über das Geschenk des Instituts für Astro-Geodäsie der TU Dresden. Es ist eine Holztafel, die an die Bauzeit der Sternwarte 1973-76 erinnert und  von Herrn Gräfe vor der Vernichtung gerettet wurde. Herr Dr. Langhans übergab die Tafel mit lobenden Worten für die IG und sie wird nun einen Ehrenplatz in der Sternwarte erhalten. Gastwirte aus dem Hochland haben es sich nicht nehmen lassen, das Fest zu unterstützen. Jeder gab einen Teil dazu, so dass ein üppiges Buffet entstand. Der Himmel war klar, die Sterne blinzelten zu uns hernieder. Da gab es nur noch eins: zurück in die Sternwarte. Wir wurden reichlich belohnt:  Jupiter mit seinen Monden strahlte uns entgegen. Das war ein sehr schöner Abschluss des Abends.

November 2010

Tag der offenen Tür am 20.11.2010

Für die vielen großen und kleinen Spender hatten wir für diesen Nachmittag eine  Einweihungsfeier vorbereitet, denn immer wieder wurden wir gefragt: Wann ist es denn soweit?  Lucas Ebersbach eröffnet diesen Nachmittag mit einem Trompetensolo. Zur Begrüßung gab es ein Glas Sekt, die IG-Mitglieder hatten für das leibliche Wohl üppig vorgesorgt und standen für Fragen zur Verfügung. Leider war es sehr kalt und ungemütlich, der Wind blies um die Sternwarte. Doch beim Glühwein im Freien und einem kleinen Feuer konnten sich die Besucher etwas aufwärmen.  Wir hatten immer noch gehofft, dass der Himmel aufklart und waren letztendlich froh, dass es nicht regnete. Der Tag der offenen Tür wurde von vielen Neugierigen genutzt, um einmal die Sternwarte von innen zu besichtigen und sich über unsere weitere Arbeit zu informieren. Herzlichen Dank allen Besuchern.

24.11.2010 - Katastrophenalarm – Schnee im Obergeschoß!

Durch den fast ständig heftigen Wind auf dem Turmberg wird der Schnee verwirbelt und durch die seitlichen Ritze der Kuppelschließe gedrückt. Darüber waren wir nicht sonderlich erfreut, da wir eigentlich alles getan haben, damit gerade dieses nicht passiert.

27.11.2010  Ein herrlicher Wintertag begrüßt uns, die Sonnenstrahlen lassen keine schlechte Laune aufkommen.  IG-Mitglieder machen die Sternwarte bei eisiger Kälte winterfest, d.h. die Teleskope wurden verstaut, alle erreichbaren Öffnungen zugestopft..

Dezember 2010

Fazit des Jahres: Aus der verwahrlosten Sternwarte ist ein Kleinod des Schönfelder Hochlandes entstanden. Die Wintermonate werden wir nun nutzen, um die inhaltliche Arbeit vorzubereiten, damit Leben in die Sternwarte einziehen kann. Das Interesse der umliegenden Schulen ist vorhanden. Wir können insgesamt stolz und zufrieden über das Erreichte sein.

Ein ereignisreiches, spannendes Jahr geht für uns zu Ende und wir hoffen, dass es auch für Sie ein gutes Jahr war. Wir danken Ihnen  für das Interesse an unserer Arbeit. Ihnen und Ihren Familien wünschen wir ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr, das Ihnen viel Freude bringen möge, aber vor allem Gesundheit.

Renate Franz, Leiterin der IG Sternwarte Dresden-Gönnsdorf



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